Mit Facebook und Instagram für mehr Nachwuchs

Metzgermeister Kevin Hauk wendet wöchentlich acht Stunden für Personalsuche und Imagewerbung auf

Mit pfiffigen Postings in Facebook und Instagram macht Metzgermeister Kevin Hauk Werbung für sein Handwerk. Denn wenn nicht mehr junge Leute den Beruf des Metzgers oder der Fachverkäuferin ergreifen, könnte es bald keine handwerklich geführten Metzgereien mehr in der Region geben.

Nicht nur Würste und Fleisch sind im Instagram-Konto der Metzgerei Hauk zu sehen. Der Metzgermeister veröffentlicht dort auch lecker zubereitete Gerichte. Denn wie viele Metzgereien betreibt auch Hauk einen Catering-Service. „Wir sind auch Köche, nur mit besseren Arbeitszeiten“, sagt der 33-Jährige. Und immer wieder findet man bei Instagram Bilder von Mitarbeitern, die mit Stolz und Freude ihre Arbeit verrichten.

Vor einigen Monaten hat Kevin Hauk aus Mudau eine Imagekampagne für das Metzgerhandwerk gestartet. Er sei „total aktiv“ auf Instagram und Facebook mit seinem Profil für die familiengeführte Metzgerei und für das Geschäft „s’Ernschtle“, das er vor einem dreiviertel Jahr eröffnet hat. Für Personalsuche und für die Imageaufwertung seines Berufs wendet er wöchentlich bis zu acht Stunden seiner Arbeitszeit auf.

Als Kevins Vater Wolfgang im Jahr 1995 die Metzgerei übernommen hatte, betrug das Durchschnittsalter der Verkäuferinnen 35 Jahre. Vor drei Jahren hat Wolfgang die Metzgerei an seinen Sohn abgegeben. Dessen Verkäuferinnen sind im Durchschnitt 55 Jahre alt.

Kevin Hauk ist sich sicher, dass das Nachwuchsproblem im Metzgerhandwerk auch an seinem schlechten Image liegt. „Nass, kalt und Blut“ – das hafte dem Beruf an. Dabei treffe das so nicht zu. Viele Metzger betrieben einen Partyservice und versorgten Veranstaltungen mit hochwertigen Speisen. „Von der halben Sau bis zum edlen Grillspieß bieten wir alles“, betonte Hauk. Im Vergleich zum Beruf des Kochs biete man bessere Arbeitszeiten. Bei Kevin Hauk arbeiten die Metzger unter der Woche von 5 bis 13.30 Uhr, die Fachverkäuferinnen beginnen um 7 Uhr. Gegen das herrschende Image kämpft Hauk mit täglichen Postings in den sozialen Netzwerken an. Obwohl er für den Laden „s’Ernschtle“ mit seinen regionalen Produkten weniger tut als für die Metzgerei, zählt er dort rund 900 Follower, bei der Metzgerei dagegen nur 200. Und auch offline ist der Metzgermeister aktiv. So hat er ein Infoblatt drucken lassen, mit dem er Auszubildende sucht.

Einen, den Hauk vor drei Jahren gefunden hat, ist Heiko Goos-. Der 20-Jährige half schon als Dreijähriger der Oma beim Gulaschkochen. Als er in seinem letzten Schuljahr auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz ging, kamen für ihn nur Koch, Metzger oder Bäcker infrage. Nach einem Praktikum in einer Metzgerei in Schefflenz bewarb er sich bei Hauk und schloss dort im vergangenen Sommer seine Ausbildung ab. Im Jahr 2023 wird er für vier Monate in Vollzeit die Meisterschule besuchen. „Mir gefällt an meinem Beruf besonders, dass man aus einer halben Sau edle Produkte herstellen kann“, sagt Goos. „Man macht mit dem, was man herstellt, 1000 Leute satt.“ Ein möglicherweise schlechtes Image seines Berufs kann er nicht feststellen. „Die meisten meiner Bekannten sind positiv drauf“, stellt der Jung-Geselle fest. Und auch, dass seine Freundin Vegetarierin ist, ist weder für sie noch für ihn ein Problem.
Auch die Handwerkskammer weiß um das Nachwuchsproblem in den Handwerksberufen. Deshalb hat sie für jede ihrer Innungen Image-Kampagnen auf Facebook gestartet und von Studenten der Dualen Hochschule ein Video drehen lassen. „Die Metzgermeister müssen sich auf die Hinterbeine stellen“, sagt er. „Die Betriebsnachfolge ist sehr schwierig“, sagt Michael Windmeißer, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Neckar-Odenwald.

Nach den Angaben der Kreishandwerkerschaft Neckar-Odenwald verharrt die Anzahl der Auszubildenden im Metzgerhandwerk auf niedrigem Niveau. In den Jahren 2018 und 2019 wurden jeweils ein Metzger-Ausbildungsvertrag abgeschlossen, im Jahr 2020 waren es drei und im vergangenen Jahr fünf. Im Fleischereifachverkauf waren es 2018 und 2019 jeweils vier, 2020 acht und 2021 neun Ausbildungsverträge – in beiden Ausbildungsberufen in den vier Jahren also insgesamt 25. Im selben Zeitraum schlossen 15 junge Leute ihre Ausbildung mit der Gesellenprüfung ab, davon neun im Metzgerhandwerk.

Kevin Hauk würde für den Verkauf sofort vier Leute einstellen, davon zwei bis drei Auszubildende. Und auch Quereinsteiger wären ihm willkommen. „Was wäre der Lebensmittelhandwerk ohne Nachwuchs?“, fragt Hauk. Man wäre auf Lebensmittel aus der Industrie aus aller Welt angewiesen. Diese verwendet nach seinen Worten zum Beispiel Raucharomen für Schinken, während Hauk seine Produkte noch traditionell mit Buchenholz räuchert. Und auch die soziale Funktion des Einkaufens in einem vertrauten Geschäft ginge verloren, wenn nur noch Supermärkte existierten.

Sie haben ihre berufliche Zukunft im Metzgerhandwerk gefunden (von links): Jungmeister Nico Gramlich, Auszubildende Sinja Groß, Geselle Heiko Goos und Fleischermeister und Gewürzsommelier Kevin Hauk.

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